Um die Legitimität von Interview-Autorisierungen ging es am Dienstagabend bei einer Podiumsdiskussion der Vereinigung der Parlamentsredakteure in Zusammenarbeit mit der Initiative für Qualität im Journalismus. Anlass war insbesondere der Druck des “Team Stronach” nach einer umfassenden Autorisierung von Interviews vor deren Erscheinen. “Team Stronach”-Klubobmann Robert Lugar meinte dementsprechend, er fände nichts Verwerfliches daran, Interviews im Nachhinein zu verbessern und Antworten zu korrigieren. “Es bleibt ja die Meinung des Interviewten, auch wenn er sie zeitversetzt von sich gibt.”
Dann könne man gleich schriftliche Interviews führen – hielt Ex-Politikpressesprecher und Berater Daniel Kapp dem entgegen. Moderatorin und ORF-Redakteurin Julia Ortner meinte, es gehe bei einem Wort-Interview nicht ausschließlich um die Botschaft, sondern auch um Authentizität, und die sei nicht gegeben, wenn Aussagen im Nachhinein beschönigt werden. Dort, wo es zu massiven Eingriffen in das Gesagte und zu ungebührlichen Autorisierungswünschen komme, müsse man dies transparent machen, riet Kommunikationswissenschafter Hannes Haas und verwies auf das Magazin “Datum”, das das Autorisierungsformular des “Team Stronach” publiziert hatte.
Lugar verteidigte die Position seiner Partei und betonte, dass es bei diesem Formular ausschließlich darum gegangen sei, dass das Gesagte auch tatsächlich so wiedergegeben werde. Auch Kapp meinte, der Sinn von Autorisierungen liege darin, eine möglichst hohe Übereinstimmung zwischen Gesagtem und Geschriebenen zu erzielen. Das Problem sei der berechtigte grundsätzliche Zweifel zwischen Journalisten und Politikern an der gegenseitigen Professionalität. Nicht selten würde der Druck von Verlagshäusern, die Auflage mit reißerischen Geschichten und Titeln zu steigern, dazu führen, dass Aussagen verfremdet würden – “zugespitzt” wie es die Journalisten laut Kapp nennen.
Medien-Grande-Dame Anneliese Rohrer kritisierte die “Hurerei” zwischen Journalismus und Politik, die sie darin sieht, dass Interviews geführt und gedruckt werden, auch wenn der Interviewte nichts zu sagen habe. “Viele dieser Interviews haben überhaupt keinen Wert, aber der Politiker will vorkommen und der Journalist schreiben – das ist die Hurerei.” Die Zeitungen müssten den Mut aufbringen, Geschichten nicht zu drucken, wenn der Interviewpartner nichts zu sagen habe. Völlig überflüssig findet Rohrer die “Inflation der Wortinterviews” der vergangenen Jahre. Diese seien “unlesbar, langweilig und dienen nur der Bequemlichkeit der Journalisten und der Sicherheit der Interviewten”.